Was wird aus dem Hassel?

Treffen mit der Hassel-Managerin zur Zukunft des wichtigen Platzes

Der Magdeburger Hasselbachplatz steht beispielhaft für Fortschritt und Rückschläge in der Stadtgeschichte. Entstanden, als Magdeburg von den Zwängen des Festungsbaus befreit worden war und Bürgerhäuser an der Stelle von Schanzen und Kasernen errichtet werden konnten, steht der Platz für das Aufblühen der Stadt und das wachsende Selbstbewusstsein ihrer Bürgerinnen und Bürger. Er wurde zum Verkehrsknotenpunkt und zu einem beliebten Treffpunkt, bis die Bombennächte des Zweiten Weltkriegs ihn in Schutt und Asche legten. Der Sozialismus hatte dann andere Prioritäten: Plattenbau statt Gründerzeit. Ein Verkehrsknoten blieb der Hasselbachplatz, aber wenn der „Goldbroiler“ Feierabend hatte, war hier nicht mehr viel los. Das änderte sich nach 1990, als etliche Gastronomen ihre Pforten öffneten und sich rund um den „Hassel“ eine lebendige Bar- und Kneipenszene entwickelte. Was Nachtschwärmer glücklich machte, führte auch immer wieder zu Beschwerden, z. B. über Müll und nächtlichen Lärm. Den Platz als Kriminalitätsschwerpunkt zu bezeichnen ist übertrieben, jedoch sprechen die fast jeden Winkel überwachenden Kameras für die Sorgen der Ordnungshüter mit diesem Stück echter Großstadt. Die Stadt schuf mit der „Hassel-Managerin“ eine Stelle, die die verschiedenen Interessen von Anwohnern Gastronomen, Einzelhändlern und Besuchern miteinander in Ausgleich bringen soll.

Am 2. Februar 2023 verabredeten sich auf Initiative des FDP-Landtagsabgeordneten und Innenpolitikers Guido Kosmehl Vertreter aus Politik und Verwaltung mit der amtierenden Hassel-Managerin Marianne Tritz, Prominenteste Teilnehmerin neben dem Initiator war Dr. Lydia Hüskens, die Ministerin für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt. Sie lebt seit Anfang der 1990er Jahren mit ihrer Familie in Magdeburg und war bis zu ihrem Eintritt in die Landesregierung Stadträtin. Von der Stadtverwaltung kam Ronni Krug (CDU), seit dem Jahresanfang 2023 Beigeordneter für Sicherheit und Ordnung in der Landeshauptstadt gemeinsam mit dem für das Ordnungsamt zuständigen Fachbereichsleiter Frank Ehlenberger. Auf Seiten der Kommunalpolitik nahm Thomas Gürke, der Vorsitzende des FDP-Kreisverbandes Magdeburg, an der Runde teil. Als gebürtiger Magdeburger hat er einige Höhen und Tiefen in der Geschichte des Platzes miterlebt. Der Magdeburger Kriminalpolizist und Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter Alexander Meißner brachte die polizeiliche Expertise mit. Last but not least begleitete der Lokalredakteur der Magdeburger Volksstimme Ivar Lüthe die Gruppe als Medienvertreter.

Bei einem etwa einstündigen Spaziergang veranschaulichte Hassel-Managerin Marianne Tritz zunächst einige Problempunkte ihrer Arbeit: Zwischen aufwändig sanierten Häusern sind immer noch vereinzelt leerstehende und dem Verfall preisgegebene Gebäude und Baulücken zu finden. Corona und Inflation haben etliche Gastronomen zum Aufgeben gezwungen, so dass mittlerweile Spätverkaufsläden, Barber-Shops und Shisha-Bars die Stelle von Cafés und Kneipen eingenommen haben. Es exisitieren nur noch wenige Einzelhandelsgeschäfte, weil die Kundschaft eher den Weg in die nahe gelegenen innerstädtischen Einkaufszentren findet. Schließlich ist die Verkehrssituation angespannt, weil sich Anwohner und Kneipenbesucher schon jetzt den knappen Parkraum teilen und Fußgängerzonen für zusätzliche Reibungspunkte sorgen würden.

Über diese und weitere Themen diskutierte die Runde im Anschluss an den Spaziergang in der „Xampanyeria“ am Breiten Weg. Im Ergebnis der lebhaften Diskussion war man sich über einige Punkte einig: Kommunalpolitik und Verwaltung sind gefordert, ein langfristiges Konzept für die künftige Entwicklung des Platzes zu entwickeln, das dann gemeinsam mit Grundstückseigentümern, Gastronomen, Gewerbetreibenden und Anwohnern umgesetzt werden muss. Das Projekt „Stadtwache“, bei dem Polizei und Ordnungsamt gemeinsam auf Streife gehen, hat sich bewährt und sollte fortgesetzt werden. Aber Verbote, Beschränkungen oder Rund-um-die-Uhr-Überwachung werden die Probleme nicht lösen.

Die Teilnehmer der Runde haben vereinbart, weiter in Kontakt zu bleiben und von ihrer jeweiligen Position aus zur künftigen Entwicklung des „Hassel“ beizutragen.

Hier geht es zum Beitrag in der Magdeburger Volksstimme.